7. Juli 2016

Areal Dortmunder U

KOMMEN UND GEHEN

Ein Stuhl wie das Haupt der Medusa, behangen mit unzähligen Tentakeln aus zerknüllter Alufolie, die entknüllt und geglättet werden soll ohne dass sie dabei Schaden nimmt. Die Besucher fragen wer hat die Folie zusammengeknüllt. Ich antworte andere Besucher einer anderen Ausstellung mit einer anderen Aufgabe.

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7. Juli 2016

Areal Dortmunder U

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Suche auf dem Gelände einen Stein, der Dir gefällt. Hebe ihn auf und halte ihn in der linken Hand. Modelliere mit der Rechten modelliere einen Doppelgänger, ein Duplikat dieses Steines ohne deine Arbeit visuell zu überprüfen.

ICH BIN GANZ HAND

Faszinierend diese Innerlichkeit die sich innerhalb von Sekunden aufbaut. Fast wie Heilige sehen die Knetenden aus. Denke an die Lauschenden bei Cardiff&Miller. Auch ihnen wohnt diese Entrücktheit inne. Der Körper funktioniert wie eine Maschine. Vieles ist ausgeschaltet und auf weniges reduziert. Eine sehr einfache archaische Maschine. Fühlen, formen, fühlen, formen…

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6. Juli 2016

Areal Dortmunder U

Das kleinst mögliche Ritual: Kaugummi kauen. Den Kiefer bewegen ohne dass es einen direkten Nutzen wie Nahrungsaufnahme gäbe. Als Vertragsschluss etwas nicht mit Blut besiegeln sondern mit Speichel. Ein Vertrag, den ich zu mir nehme, bildlich verinnerliche, mit jedem Kauen mehr in mich aufnehme, ein kleines Mantra, aber auch etwas formen. Eine kleine bildhauerische Handlung.

Die Grenze zwischen innen und außen durchbrechen. Etwas das schon im Mund war wieder herausholen. Als wolle man etwas gesagtes zurücknehmen. Nur wenige Gegenstände verlassen den Mund auf diese Weise ohne geschluckt zu werden. Dieser Hand-Mund-Kontakt ist zu direkt, als dass man ihn öffentlich zeigen möchte. Aber auch die Lust etwas Unerlaubtes zu tun und der Forderung nach zukommen den Kaugummi auf einen öffentlichen Gegenstand zu kleben. Seine Gegenwart kund tun.

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6. Juli 2016

Areal Dortmunder U

Der Vertrag wird geschlossen

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Jean Baptiste Debre + Le Corbusier

DIE EINGEBORENEN TANZEN UMS BOOT

Soviel ist klar: Als Christopher Kolumbus vermeintlich Indien entdeckte, strandete er mit seinen Schiffen an der Küste Südamerikas. Was mir bisher neu war: Die dort lebenden Menschen sahen das riesige Schiff der Spanier und waren überwältigt. Sie wollten das Schiff aus nächster Nähe begutachten, wollten an Deck. Die Spanier sahen darin ein lukratives Geschäft und gewährten den Eingeboren erst Einlass nachdem sie reichlich mit Gold und Schmuck bezahlt hatten. Wir die Künstler, die Fremden ohne Ortskenntnis lassen die Dortmunder ums Schiff tanzen bevor zu uns hinauf dürfen auf die Santa Maria de ARCA.

Beuys hat oft von Kraftfeldern gesprochen

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1. Juli 2016

Areal Emscherquelle

Zum Umgang mit Gruppen II

Eine Gruppe Radfahrer kommt an und stellt ein Gruppenfoto vor dem Schiff. Dann besteigen sie fast gleichzeitig die Treppe und schicken sich allesamt an in die Kabine zu krabbeln.

Ich entgegne: Es darf immer nur einer das Ritual mitmachen.

Sie missverstehen es und denken es darf überhaupt nur einer das Ritual mitmachen und beginnen sofort mit der Beratschlagung, wer von ihnen der Auserwählte sein darf oder soll.

Ich bin von dieser Verhandlung ganz angetan und korrigiere das Missverständnis nicht.

Wer solls denn sein? Der Klügste, der Vorsitzende, der Kunstaffinste. Schließlich fällt die Wahl auf Herrn Ulrich den Ältesten…

Nach Auswahl, Erzählung, Tausch und Zerstörung steigt Herr Ulrich die Treppe hinab und ich beobachte wie er zu seiner Gruppe zurückkehrt, sich vor ihnen aufstellt und gestenreich zu berichten beginnt.

ENTSTEHUNG VON MYTHEN
Handlungsanweisung:

Wenn Gruppen -bestehend aus mehr als drei Personen- kommen, so darf nur eine Person aus der Gruppe das Schiff besteigen und das Ritual mitmachen.

Das Auswahlverfahren bestimmt die Gruppe selbst.

Der Auserwählte soll nach dem Ritual der Gruppe von den Handlungen innerhalb des Schiffes berichten.

Das Ereignis wird das erste Mal tradiert.

1. Juli 2016

Areal Emscherquelle

10:15 Uhr

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Zum Umgang mit Hundbesitzern und Joggern

Wir sitzen im Boot und es regnet. Die einzigen Passanten sind Sporttreibende und Gassigeher. Wie wollen wir mit Ihnen in Kontakt treten? Die Barriere zwischen Innen und Außen durchbrechen? Wollen wir uns erklären, erklären was Kunst ist? Oder reicht es ein nettes Gespräch mit ihnen zu führen? Angst, dass das Gespräch im Reden doch umschwenkt und wir zu Vermittlern werden, die Arbeit nicht für sich selbst sprechen kann. Es ist der Weg des geringsten Widerstandes und ist nicht in einem Versagen der Arbeit an sich zu suchen. Verständnis dafür dass man die Dinge lieber erklärt bekommt als selbst nach zu spüren und dabei Gefahr läuft mit den eigenen Unsicherheiten in Berührung zu kommen. Sollen wir also auf Konfrontation gehen? Ein Ereignis schaffen das so direkt ist, dass es die Frage nach dem Warum nichtet. Die Gassigeher nach dem Namen ihres Hundes fragen, den Namen auf einem Zettel notieren um dann den Zettel vor ihren Augen zu zerreißen? Danach ein Gespräch über symbolische Handlungen mit ihnen führen, falls sie ärgerlich oder betroffen sind oder gerade mit ihnen über ihre Gleichgültigkeit sprechen wenn sie es nicht sind. Vielleicht einfach auch nur ein Schiffchen aus dem Namenszettel falten und es in die Pfütze setzen, im Wissen dass es bald untergehen wird. Vielleicht ein poetischerer Umgang mit dem Tod und der Vergänglichkeit von Geliebtem.

Finalmente kaufen wir ein Abflussrohr als eine Art Müllschlucker im Baumarkt. Jedesmal wenn ein Passant nun passiert, werfen wir eine missglückte Idee, einen verworfenen Gedanken oder ein gescheitertes Kunstwerk in den nach außen gelagerten Orkus. Als eine Art Notiz, dass es Leben im Boot gibt und Scheitern.

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29. Juni 2016

Areal Emscherquelle

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Während die Besucher die zwei Stufen hinuntersteigen, stehe ich neben dem Tisch. Blickkontakt, Begrüßung im Stehen; ich reiche meine Hand, nehme die andere, stelle mich mit meinem Namen vor. Tausch der Namen. Einladung mit der flachen Hand Platz zu nehmen. Wir setzen uns den an den Tisch, schauen uns kurz in die Augen. Ich erkläre me & you. „Ich möchte Sie bitten, sich einen Gegenstand auszusuchen…“ bei diesem Satz wehe ich einmal langsam mit der Hand über den Tisch als würde ich auf einer sich über den Objekten befindenden Ebene mit dem Handrücken Schnee wegschieben.

Bei der Erzählung halte ich den Gegenstand mit beiden Händen. Die Handrücken zeigen zum Tisch. Meine Unterarme berühren die Tischkante.

Nach der Erzählung, stehe ich auf und wähle ich ein Instrument der Zerstörung. Mein Gegenüber bleibt sitzen. Das Werkzeug der Zerstörung bestimmt meine Körperhaltung.

Nach der Zerstörung setze ich mich wieder an den Tisch ohne ihn zu berühren. Führe einmal meine offenen Handflächen Richtung Decke, drehe sie um 180° und lasse sie danach leicht auf meine Knie fallen, dumpfer Klang. (so, simsalabim, voilà) Lehne mich mit dem Rücken gegen den Sitz.

Meine Aktion ist vorbei, jetzt ist Raum für mein Gegenüber.

Meistens kommen Reaktionen schon während der Zerstörung oder vorher, wenn ich das Werkzeug der Zerstörung aussuche… „Warum haben sie X zerstört?“ Dann wird aus der Voilà-Geste ein Zeichen; ich weiss es auch nicht…