Ute Heim

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geb. 1975, studierte freie Kunst an der Akademie der Bildenden Künste München bei James Reineking und Stephan Huber. Ihre Arbeit wurde mit einigen Preisen und Stipendien ausgezeichnet, u.a. Danner Preis, Debutantenförderung, HWP-Stipendium. Sie arbeitet als freischaffende Künstlerin und Musikerin in München und in der Prärie.

Ute Heims Werk reicht von Skulpturen über Installationen bis hin zu Videos. Es bewegt sich meist an der Schnittstelle von bildender Kunst und Musik. In vielen ihrer Arbeiten ist ihre Stimme entscheidendes Werkstück, musikalische Interpretation und Improvisation sind wesentliches Arbeitsprinzip. Sie reagiert auf vorhandene Orte und Situationen und schafft eine Art semifiktiver Biografie. Mit der Reibung zwischen Aufführungsformat und der damit verbundenen Erwartung des Betrachters erzeugt sie Dissonanzen, die es möglich machen, in emotionale Räume vorzudringen, welche sonst verschlossen blieben.

Forschungsvorhaben

Areal Stadthafen // Areal Wasserkreuz

Nur die Heimchen zirpten, und ein Hirt lag drüben im hohen Grase und blies melancholisch auf seiner Schalmei, daß einem das Herz vor Wehmut hätte zerspringen mögen. Ja, dachte ich bei mir, wer es so gut hätte, wie so ein Faulenzer! Unser einer muß sich in der Fremde herumschlagen und immer attent sein.[1]

Was passiert, wenn der Taugenichts von J. v. Eichendorff am Stadthafen von R. Zwischen den Containern ein Mal Pommes bestellt und diese dann am fernen Horizont singend und Geige spielend verspeist? In welche Ferne zieht es mich, wenn ich von der Anhöhe des Kawamataturms aus in die Weite blicke, dabei Autobahnrauschen höre und 200 Jahre alte Wanderlieder singe, die damals Retromittelalter waren und heute Volkslied heißen? Welche Natur entdecke ich, wenn ich den Fluss entlang wandere, dabei aus Platons „Demiurg“ rezitiere und neben mir zwei Fahrradfahrer die örtlichen Bestimmungen zum Aufenthalt im Freien im Kanon singen.Geht mir das Herz auf und verschmelze ich mit dem Ganzen, wenn ich die Robinsonesque direkt auf dem Sand des Strandcafés praktiziere, indem ich mich konsequent mit niemandem unterhalte, sondern mich darüber beklage, dass ich nun schon seit geschlagenen 30 Jahren hier festsitze, direkt neben dem Kraftwerk, nur Freitag als Begleitung? Mit verschiedenen Methoden, wie dem Reenactment romantischer Archetypen (der Wanderer, der umherziehende Musiker, der Eremit usw.), dem Zeichnen von Unsichtbarem, von Geahntem, Gehörtem und Beobachtetem, dem Wandern an nicht „wandernswerten“ Stellen, dem Singen von divergierenden Texten, erforscht Ute Heim unsere unbewussten Vorstellungen von Idylle und fragt danach, was passiert, wenn man, gleich einem Archäologen, das kulturelle Erbe der Romantik an die Oberfläche bringt. Zerfällt es zu Staub oder pocht noch der Puls? Oder wird es zum Zombie?

[1] Zitat aus: Aus dem Leben eines Taugenichts, J.v. Eichendorff

www.uteheim.com