5. Tag_28.08.16: Posthum
Letzter Tag an diesem Ort. Es ist Sonntag. Viele Fahrradfahrer machen bei uns Zwischenstation. Der Taugenichts liegt in der Sonne und trocknet.
Die Idyllenforschung geht weiter. Vorgestern habe ich an der nahen Autobahn 15 min lang verharrt und ihr Geräusch aufgenommen.
Forschungsvorhaben:
VI
Autobahn
Setze die Kopfhörer auf (Geräusch: Autobahn 1km entfernt) und gehe langsam mäandernd hinunter zum Weg entlang der eingezäunten Emscher. Laufe so lange auf diesem schnurgeraden Weg, bis es dir endlich reicht. Nimm dann einen Stock und markiere diese Stelle auf dem Weg mit einem Kreuz. Fotografiere dieses Kreuz.
VII
Taugenichts Posthum
(Performance)
Der Taugenichts ist abhanden gekommen. Seit Jahrhunderten verschollen. Ich vermisse ihn und mache mich auf eine entbehrungsreiche Suche. Als sein Verlust für mich am schmerzhaftesten ist, singe ich „Oh bury me not in the lone prairie“, ein Lied, in dem ein Cowboy stirbt und darum bittet, nicht in der einsamen Prärie beerdigt zu werden.
Ich suche weiter. Nach langer Zeit entdecke ich etwas unter einem Apfelbaum, das irgendwie verdächtig aussieht, und fange an zu graben. Ich finde den Taugenichts, exhumiere ihn und entferne vorsichtig die Erde von seinen Gliedmaßen. Dann singe ich ihm zu Ehren sein Lieblingslied, stelle ihn an einen schönen Platz unter den Apfelbaum, nehme meine Geige und gehe spielend davon, den Fluss entlang.
(Fotos: Anja Plonka)
VIII
Salt River
(Performance)
Im Schiff mit der Tin-Whistle ein Stück wieder lernen, das ich vergessen habe, wie ein ausgetrockneter Fluss, der wieder Wasser bekommt. Immer zur vollen Stunde üben. Wenn ich es wieder „kann“, dann führe ich es auf, indem ich meinen Kopf durch die Luke des Schiffs stecke und es laut spiele.