Expeditionsmannschaft

Forscher_Portrait_Scottgroup

Sebastian Gräfe
Anke Gruss
Ute Heim
Moritz Metz
Anja Plonka
Simon Rummel
Clea Stracke + Verena Seibt
Thomas Splett
Stefan Wischnewski
Markus Zimmermann

 

Expedition ist auch Expansion: weiße Flecken verschwinden unter der Farbe des Wissens, und Wissen meint Einordnung dessen, was einem begegnet, in unsere Schemata. Interessant sind Rückkoppelungen. Wenn nicht bloß Spalten in bereits vorgedruckten Tabellen gefüllt werden, sondern das Vorgefundene auf die Suchkategorien rückwirkt. Erkenntnis besteht dann nicht bloß in der Einordnung von bislang Fremdem ins gewohnte Eigene, sondern einer Reflexion auf das Eigene, in der es selbst thematisch wird und in Fluss geraten kann. Vielleicht bleibt im Vergleich mit den alten Expeditionszeitaltern ohnehin das übrig: nachdem die weißen Flecken weitgehend getüncht sind, nun stärker die Umkehrung des Blicks. Ausziehen, um eine Expedition zu machen, kann gerade die Prüfung des Eigenen am Fremden zum Ergebnis haben, ein besseres Verständnis der eigenen Zutaten und Erwartungen. Die Expedition ist eine Kunstexpedition. Unser Expeditionsschiff kommt zuerst als etwas Fremdes daher. Und was seine Besatzung macht, kann manchmal durchaus befremdlich wirken. Wo doch umgekehrt die Besucher uns als die Eingeborenen entgegentreten. Wer entdeckt und erforscht hier was? Die angereisten Künstler die Gegend, Land und Leute. Die Besucher das Boot, die Künstler und deren Tun. Die Künstler mit den Besuchern ihr eigenes Tun, in dem sie sich ausprobieren und das auch ein Rollenspiel ist. Die Besucher, die, sofern sie aus dem Revier kommen, Anlaß finden können, mit der Kunst und speziellen künstlerischen Blickbahnungen ihre Heimat anders zu erkunden.

Die Kunst stellt sich dabei nicht einfach in den Dienst. Sie expandiert und ist übergriffig, stört, folgt und legt „falsche“ Fährten. Wenn sie etwas zu verstehen gibt, kann das auch die Form gezielten Mißverstehens haben. Gewohntes ist ja oft so widerstandslos, dass der Blick glatt hindurchgeht. So ist es nicht zuletzt das, was wir erforschen: was Forschen eigentlich ausmacht. Was eine Expedition ist.

Das Schiff ist trockengelegt. Das verwandelt es nicht nur in eine Skulptur, sondern macht es möglich, dass Bewegung anderswo stattfindet: im Ausschwärmen. Wir erforschen nicht aus der Ferne, sondern gehen mitten hinein, teilnehmend, intervenierend, inszenierend. Das Schiff ist Ausgangspunkt, Verarbeitungszentrale, Bühne und Ausstellungsraum in progress.

Wir sind Expediteure. Als-ob-Expediteure.

– Thomas Splett