Nachdem wir am Hochwasserrückhaltebecken mit Hilfe der Besucherinnen Farben gesammelt und festgehalten haben, kommt nun die Auswahl und Zusammenstellung der Ergebnisse für den ersten Emscher – Farb – Fächer.
An der Stadtgrenze zwischen Dortmund-Mengede und Castrop-Rauxel-Ickern entsteht seit einigen Jahren ein neues Naherholungsgebiet. Als Hochwasserrückhaltebecken angelegt, soll das Gelände mit einer Größe von ungefähr 46 Fußballfeldern und mit einem geplanten Rückhaltevolumen von rund 1,1 Mio. Kubikmetern in erster Linie abwärts gelegene Siedlungsbereiche schützen. Das Hochwasserrückhaltebecken, welches von der Emscher durchflossen wird, eröffnet zugleich einzigartige Naturräume, viele seltene Vogelarten finden hier neue Brut- und Rastgebiete.
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Standort ARCA
51.58161, 7.35418
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Zeitraum
02.08. – 14.08.2016
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ExpediteurIn: Anke Gruss
Nachdem wir am Hochwasserrückhaltebecken mit Hilfe der Besucherinnen Farben gesammelt und festgehalten haben, kommt nun die Auswahl und Zusammenstellung der Ergebnisse für den ersten Emscher – Farb – Fächer.
Untersuchung des Farbspektrums der Flora entlang der Emscher
Ich sehe was was du nicht siehst:
„In der oberen Bildhälfte – was ist das? Das ist – das sind engstehende Bäume. Im Grunde undurchdringliches Dickicht an Büschen und Bäumen. Links davon ist ein bisschen Wasser. Hinter diesen Büschen läuft in der oberen Bildhälfte kaum sichtbar von rechts nach links der Weg. Kurz vor dem linken Bildrand steht ein gelber Markierungspin. Darunter ist das Ufer das zum Wasser runter geht. Da kann man bis zur linken Bildhälfte ein Ufer malen– darüber sieht man am Horizont dunkelgrüne Bäume. Von links nach rechts durchgängig. Darüber kommt der Himmel mit eher grauen Wolken. Dahinter vor dem Himmel ist eine dicke Hochspannungsleitung – man sieht erst mal drei hohe Masten die von links nach rechts gehen. Einer ziemlich links – Stahlkonstruktion – die haben hier drei größere Querträger und kurz vor der Spitze noch einen kleineren Querträger. Dann hängen die Drähte von einem Masten zum nächsten und unterwegs hängen sie ein bisschn durch. Der zweite ist ziemlich in der Mitte und der dritte am rechten Bildrand. Die Drähte kommen von links rein und gehen nach rechts raus. Hinter dem Gras ist die Wasserfläche. Rechts zum Weg hoch ist das Ufer, das eher wenig bewachsen ist. Es gibt noch viele Details….“
„(…) Die eigentliche Überraschung an dieser Emscher-Wanderung aber ist, dass ich durch das dichtest besiedelte Gebiet Europas laufe und dabei kaum Menschen begegne. Nach dem Jüngsten Gericht, stelle ich mir vor, oder nach dem Inferno einer Atomkatastrophe muss es auf der entvölkerten Erde ähnlich aussehen wie hier und jetzt. Nur dass dann die Emscher wohl sehr bald wieder quellklar sein wird, Bussarde werden vom blauen Himmel herab die Kaninchenplage bekämpfen, auf dem dicht bewaldeten Betriebsgelände von Hoesch wird der Platzhirsch mit seinem Rudel im ersten Morgenlicht zwischen den schweigenden Fabrikruinen äsen, durch deren zerbrochene Fenster die Schwalben ein- und ausfliegen. Das Paradies auf Erden, denn der Mensch, der ärgste Feind der Natur, wird endlich verschwunden sein. „Dortmund-Huckarde“ lese ich auf dem orangegelben Ortsschild oben auf einer Brücke, mit der eine Straße über mich und die Emscher hinweggeführt wird – nach zwei Tagen Flusslauf also immer noch in Dortmund. (…)“
Michael Holzach, 1947 in Heidelberg geboren, war der Autor des Buches „Deutschland umsonst“. Darin beschrieb er seine Wanderung quer durch Deutschland und entlang der Emscher. 1983 ertrank Holzach in der Emscher, bei dem Versuch seinen Hund ‚Feldmann‘ vor dem ertrinken zu retten.
Kindheitserinnerung einer Besucherin:
„Meine Eltern hatten Freunde in Castrop und immer wenn wir diese besucht haben, mussten wir kurz vor dem Ziel die Emscher überqueren. Mein Bruder und ich haben dann immer „Stinke-Emscher, Stinke-Emscher!“ gerufen und jeder hat sein Fenster schnell verschlossen.“
Wir führen Gespräche über den Begriff der Idylle und fragen nach dem Affekt dieser Art der Renaturierung. Für viele BesucherInnen ist die Inszenierung ‚gelungen‘ und sie finden in der jetzt vorgefundenen Landschaft um die Emscher die beschaulich, friedlich und harmonisch wirkendenden Bilder der landläufigen Vorstellung einer Idylle wieder.
Ein Besucher meint: „Die Landschaft wird erst durch das Boot zur Idylle. Es schafft Distanz und ich stelle mir vor, auf dem Wasser erhaben über der Landschaft zu sitzen.“
Feldforschung auf wenigen Zentimetern
Warum ist Lanschaft schön?
„Vielmehr baut sich die Landschaft gewissermassen aus verschiedenen Schichten auf: der Schicht der blossen Erscheinung der Farben, einer komplizierten Schicht beginnender Erkenntnis natürlicher oder produktiv-technischer Zusammenhänge, einer Schicht, in welcher schon Soziales sichtbar wird und damit die Zeitdimension (…)“ Lucius Burckhardt, Warum ist Landschaft schön?, S.34
Auf der Suche nach dem ‚Emscher Gelb‘
Archiv der gesammelten Farben.
Grasgelb / Goldrutengelb / Lehmgelb / Anja-Louis-Gelb / Emscherorangerie
Ein Besucher erzählt uns von der Zeit als man hier die Emscher die ‚Schwatte‘ nannte. Als kleiner Junge spielte er mit seinen Freunden an deren Ufer. Eine Mutprobe lautete, auf den Rohren, die über die Emscher verliefen zu klettern. Verloren hatte derjenige der in das übel stinkende Gewässer fiel. Rüdiger mischte uns aus seiner Erinnerung die Farbe der ’schwatten‘ Emscher.
„ich war dreizehn oder vierzehn, wenn es zu dir ging, dann kamen wir meist zu dritt. Mal mit Hansa oder Hansi oder Clemens oder wer da so rumhing. Toll, du brauchtest uns zum Pöhlen und zum Köpfen manchen schönen Ball mit. Nur, dein Kleid war leicht verölt und ziemlich schwarz, …“
Auszug aus dem Liedtext ‚Die Schwatte aus Ickern‘ von Rudi Grabowski, 1984