Alle Einträge von: Verena Seibt

8. Juli 2016

Areal Dortmunder U

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POSITIVE ZERSTÖRUNG/NEGATIVE

Ist bewusste Zerstörung besser als die Unbewusste? Ein Gast rät das Verfahren, das Ritual im Boot zu verändern. Bevor Dinge zerstört werden, soll die anstehende Zerstörung verbalisiert werden, damit der Teilnehmer den Akt der Zerstörung im vollen Bewusstsein erleben kann und es eine produktive Zerstörung wird. Das Unvorbereitet sein ist aber auch eine Chance, eine Art Nullpunkt. Der Besucher wiegt sich das ganze Ritual in vertrautem Terrain, wird unterhalten, bekommt ein Geschenk, also eine Geschichte, etwas persönliches erzählt, hat Einblick in das Innenleben des Künstlers – sozusagen Komfortzone. Doch dann kommt dieser eine Punkt, wo etwas aus dem Ruder läuft, etwas die gewohnten Fahrbahnen verlässt. Ich empfinde diesen Moment als elementar, als einen Wendepunkt an dem tatsächlich Neues entstehen kann, einen Punkt an dem man aus der Lethargie herausgerissen wird, ein Moment der anti-ökonomisch funktioniert, sperrig ist und widersinnig, ja gerade zu unproduktiv. Produktiv funktioniert im Sinne des Systems, unproduktiv nicht.

ORKUS: Alle zerstörten Dinge landen im Orkus

7. Juli 2016

Areal Dortmunder U

ES WURDE EINGEBROCHEN

Jemand ist im Boot gewesen. Er hat neben Elektronik eine Imkermaske aus silbernen Stoff mit vergittertem Gesichtsteil gestohlen. Seit Tage quält mich die Frage was er damit anfängt? Ob ich ihn mal mit dieser Kopfbekleidung begegne.

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7. Juli 2016

Areal Dortmunder U

KOMMEN UND GEHEN

Ein Stuhl wie das Haupt der Medusa, behangen mit unzähligen Tentakeln aus zerknüllter Alufolie, die entknüllt und geglättet werden soll ohne dass sie dabei Schaden nimmt. Die Besucher fragen wer hat die Folie zusammengeknüllt. Ich antworte andere Besucher einer anderen Ausstellung mit einer anderen Aufgabe.

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6. Juli 2016

Areal Dortmunder U

Das kleinst mögliche Ritual: Kaugummi kauen. Den Kiefer bewegen ohne dass es einen direkten Nutzen wie Nahrungsaufnahme gäbe. Als Vertragsschluss etwas nicht mit Blut besiegeln sondern mit Speichel. Ein Vertrag, den ich zu mir nehme, bildlich verinnerliche, mit jedem Kauen mehr in mich aufnehme, ein kleines Mantra, aber auch etwas formen. Eine kleine bildhauerische Handlung.

Die Grenze zwischen innen und außen durchbrechen. Etwas das schon im Mund war wieder herausholen. Als wolle man etwas gesagtes zurücknehmen. Nur wenige Gegenstände verlassen den Mund auf diese Weise ohne geschluckt zu werden. Dieser Hand-Mund-Kontakt ist zu direkt, als dass man ihn öffentlich zeigen möchte. Aber auch die Lust etwas Unerlaubtes zu tun und der Forderung nach zukommen den Kaugummi auf einen öffentlichen Gegenstand zu kleben. Seine Gegenwart kund tun.

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1. Juli 2016

Areal Emscherquelle

Zum Umgang mit Gruppen II

Eine Gruppe Radfahrer kommt an und stellt ein Gruppenfoto vor dem Schiff. Dann besteigen sie fast gleichzeitig die Treppe und schicken sich allesamt an in die Kabine zu krabbeln.

Ich entgegne: Es darf immer nur einer das Ritual mitmachen.

Sie missverstehen es und denken es darf überhaupt nur einer das Ritual mitmachen und beginnen sofort mit der Beratschlagung, wer von ihnen der Auserwählte sein darf oder soll.

Ich bin von dieser Verhandlung ganz angetan und korrigiere das Missverständnis nicht.

Wer solls denn sein? Der Klügste, der Vorsitzende, der Kunstaffinste. Schließlich fällt die Wahl auf Herrn Ulrich den Ältesten…

Nach Auswahl, Erzählung, Tausch und Zerstörung steigt Herr Ulrich die Treppe hinab und ich beobachte wie er zu seiner Gruppe zurückkehrt, sich vor ihnen aufstellt und gestenreich zu berichten beginnt.

ENTSTEHUNG VON MYTHEN
Handlungsanweisung:

Wenn Gruppen -bestehend aus mehr als drei Personen- kommen, so darf nur eine Person aus der Gruppe das Schiff besteigen und das Ritual mitmachen.

Das Auswahlverfahren bestimmt die Gruppe selbst.

Der Auserwählte soll nach dem Ritual der Gruppe von den Handlungen innerhalb des Schiffes berichten.

Das Ereignis wird das erste Mal tradiert.

1. Juli 2016

Areal Emscherquelle

10:15 Uhr

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Zum Umgang mit Hundbesitzern und Joggern

Wir sitzen im Boot und es regnet. Die einzigen Passanten sind Sporttreibende und Gassigeher. Wie wollen wir mit Ihnen in Kontakt treten? Die Barriere zwischen Innen und Außen durchbrechen? Wollen wir uns erklären, erklären was Kunst ist? Oder reicht es ein nettes Gespräch mit ihnen zu führen? Angst, dass das Gespräch im Reden doch umschwenkt und wir zu Vermittlern werden, die Arbeit nicht für sich selbst sprechen kann. Es ist der Weg des geringsten Widerstandes und ist nicht in einem Versagen der Arbeit an sich zu suchen. Verständnis dafür dass man die Dinge lieber erklärt bekommt als selbst nach zu spüren und dabei Gefahr läuft mit den eigenen Unsicherheiten in Berührung zu kommen. Sollen wir also auf Konfrontation gehen? Ein Ereignis schaffen das so direkt ist, dass es die Frage nach dem Warum nichtet. Die Gassigeher nach dem Namen ihres Hundes fragen, den Namen auf einem Zettel notieren um dann den Zettel vor ihren Augen zu zerreißen? Danach ein Gespräch über symbolische Handlungen mit ihnen führen, falls sie ärgerlich oder betroffen sind oder gerade mit ihnen über ihre Gleichgültigkeit sprechen wenn sie es nicht sind. Vielleicht einfach auch nur ein Schiffchen aus dem Namenszettel falten und es in die Pfütze setzen, im Wissen dass es bald untergehen wird. Vielleicht ein poetischerer Umgang mit dem Tod und der Vergänglichkeit von Geliebtem.

Finalmente kaufen wir ein Abflussrohr als eine Art Müllschlucker im Baumarkt. Jedesmal wenn ein Passant nun passiert, werfen wir eine missglückte Idee, einen verworfenen Gedanken oder ein gescheitertes Kunstwerk in den nach außen gelagerten Orkus. Als eine Art Notiz, dass es Leben im Boot gibt und Scheitern.

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26. Juni 2016

Areal Emscherquelle

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12:30
Habe schon seit gestern den Impuls die Plastikente von Woolworth in die rieseige Pfütze vor dem Boot zu setzen. Eigentlich wurde sie gekauft um ein künstliches Element in den Phönixsee einzuschleusen. Heute hole ich sie dann aus dem Schrank. Neue Besucher treffen ein: erster Satz, das Beste ist die Ente. Die Geschichte dahinter ein Schlüsselmoment des Besuchers während der Emscher-Renaturierung. Selbst direkt an der Emscher aufgewachsen als sie noch Köttelbecke war, später dann auf dem Rad nach der Renaturierung wieder entlang der Emscher erspäht er die erste Ente auf der Emscher und es wird ihm klar, was da eigentlich passiert ist. Erinnerungen beinflussen unsere Wahrnehmung, das was wir imstande zu sehen sind.